Entschuldigt, aber könnte ich nicht für eine Weile
ich selbst sein? Ich tue euch auch nichts, ihr dürft
mich nur nicht reizen. Ich hätte wohl viel zu sagen,
aber ich kriege es nicht raus. Ich weiß, was ihr von
mir denkt, ihr haltet euch mit euerer Meinung auch
nicht zurück.
Ist mir auch egal,
denn ich kann meine innere Stimme
wieder hören.
Und dabei war sie ja die ganzen Jahre da, nur
stumm und schwer, wie zugeschnürt, nach Luft rin-
gend und viel zu tief in mir verborgen. Nun kommt
sie wieder durch, nach Jahren des Leidens und des
Blutens, am Tag, in meinen Träumen, in Gedanken
in der Nacht.
Die Jahre gehen vorbei, ich werde alt. Ich warte
immer noch darauf, dass ich irgendwann verstehe
warum. Manchmal glaube ich, dass ich an meinen
Tränen, an meiner Traurigkeit ersticken muss. So-
lange, bis nichts mehr von mir übrig ist, bis ich nur
noch ein Opfer bin und trotzdem damit lebe.
Wie all die Jahre
in denen es keiner verstehen konnte
nicht mal mein Herz,
meine Stimme,
meine Seele.
Ich glaube, ihr nehmt das alles hier etwas zu leicht.
Ich mag die Art wie wir jetzt, nach Jahrzehnten,
kommunizieren: Sag mir, was du jetzt grade, jetzt in
diesem Moment, von mir denkst.
Aber schau dabei nicht nach oben, der Himmel ge-
rät gerade aus den Fugen. Da ist die Kindheit, und
sie hat ein ziemlich hässliches Kleid. Jetzt bist näm-
lich du dran, an meiner Stelle zu sein.
Komm, nimm meine Hand. Jeder schaut dir jetzt zu
und weiß, was das Beste für dich ist.
Aber ich höre dich,
wir sprechen miteinander.
Ich kann meine Stimme hören,
zum erstenmal in all den Jahren,
seit sie verstummt ist.
innere stimme
entschuldigen sie
seite
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FIVE
MAGAZIN
... aber schaut nicht nach oben,
der Himmel gerät gerade aus den Fugen
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