Ich habe meine Zeit gebraucht zu verstehen,
mich
auf einenMenschen am Rande der Gesellschaft ein-
zulassen. Das ist wohl falsch umschrieben. Ich habe
Zeit gebraucht um zu ihn verstehen. Wo kommt das
Bild in unseren Köpfen her? Die Vorurteile gegen
Heimatlose und die Blicke die ihnen die gehetzten
Menschen in den Städten zuwerfen.
Ich habe verstanden,
sie wahrgenommen. Beson-
ders den einen der sogar einen Namen hat. Der zu
einem gern gesehenen Gast geworden ist. Mehr
noch, zu einem Freund des Hauses und von mir
persönlich.
Ich habe verstanden,
dass das Letzte, was ich ihm
entgegen bringen muss, Mitleid ist. Dass er ein
vollwertiger Bestandteil unserer, ja meiner, Gesell-
schaft ist. Ein Mensch, der Fehler hat, wie ich, und
Schwächen. Im konkreten Fall, eine Schwäche für
Scheurebe aus dem Weinreich Sommerach.
Ganz einfach „Hannes„
er kommt und geht. Ist
manchmal Monate lang nicht hier. Irgendwo un-
terwegs, verkauft seine kleinen Handmade Kunst-
werke. Die Produktpalette ist vielfältig und passt
sich der Nachfrage an. Vor zwei Jahren waren es
Aschenbecher aus Pfanddosen. Doch die Zeit ist
vorbei, Freundschaftsbänder sind nun angesagt. Er
übernimmt Verantwortung für sich und sein Hab
und Gut. Dies wird von Zeit zu Zeit für ein paar Wo-
chen bei uns eingelagert. Meist, wenn es kalt wird
in Würzburg.
Hannes:
„Ich hau ne Woche ab in die Sonne,
Schweinekälte hier. Hab einen günstigen Flug be-
kommen.„
Andi:
„Bis dann. Pass auf dich auf und keine Schlä-
gereien.„(Insider)
Hannes:
„Bin ersten Advent wieder da, macht ihr
wieder Weihnachtsmarkt im Hof?.„
Andi:
„Ja natürlich! Wildbratwürste und hausge-
machtem Likör“
Hannes:
„Freu mich darauf.“
Ist es nicht wunderschön, wenn man sich so gegen-
über treten kann?
einfach hannes
ich bin gerne hier
seiten
30-31
FIVE
MAGAZIN
Wenn ich sage „Liebe“ dann ist
dabei auch jede Menge Eigennutz.
Durch die selbst erkämpfte Freiheit
erlaubt ihr anderen Menschen zu-
frieden und glücklich euer Gast zu
sein.
Ich kann bei euch so sein, wie ich
bin. Alt, verrückt, glücklich, un-
glücklich, egal.
Dafür danke ich euch!
Jetzt noch zu meinem Freund Andi.
Er nennt mich seinen Freund und
ich hoffe, ich bin es wert ein Freund
zu sein.
Wenn mich jemand fragen würde,
wie ich ihn sehe, würde ich ihn wie
folgt beschreiben:
ein vielschichtiger, in drei oder gar
vier Berufen ausgebildeter, erfahre-
ner, arbeitsamer, verantwortungs-
voller, sehr ausgeglichener Mensch.
Was’n Satz.
Ich bin stolz darauf ihn kennenge-
lernt zu haben.
Jetzt höre ich auf, bevor die Sache
in Liebesbriefartiges Gesülzte aus-
artet ...
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